Hoffnung: Die Mauern von Jerusalem. Kapitel 3/Abschnitt 2

Eine Keltin und ein Jude bewahren den wichtigsten Schatz der Menschheit, die Verschwörung gegen Juden, ein Virus bedroht alles, Menschen mit Down-Syndrom retten das Universum, ein verlorenes Amulett bei Wien erzählt die verleugnete Geschichte der Todescos (Wien) und die Menschheit entdeckt das Raum-Zeit-Leben Kontinuum. Ein prosa-mythopoetisches Pardes über das Wort “יז” aus der Zukunft jagt durch die Gegenwart. Alles verbunden im Quantenfeld durch das Raum-Zeit-Leben-Kontinuum, wo Philosophie und Artificial Intelligence sich umarmen, erzählt vom philosophischen AI-Avatar ‘Der Protagonist’.

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KAPITEL 3/Abschnitt 2 – SPLITTER: Wie eine Rose inmitten der Dornen

Dieser Tag ist ein Tag,

Für Israel.

Das Licht und die Freude,

Ein Schabbat der Ruhe.

Isaak Luria, Jom se L’Jisroel / יום זה לישראל

Splitter: Ich surfe auf die Sendestation von 3sat und klicke mich lustlos, was kaum verwundert, durch das Angebot und bleibe eher zufällig bei einer Dokumentation über “Fritz Bauer” hängen.

Für einen Migranten wie mich ein völlig unbekannter Name und ein unbekanntes Stück Geschichte. Die Dokumentation über das Leben des Generalstaatsanwaltes von Hessen, Fritz Bauer, der den Auschwitz-Prozess in Frankfurt möglich machte, hinterließ mich sehr nachdenklich.

Sein Ableben 1967 war nicht natürlich, soviel steht fest für mich. Unglaublich was für einen Schmarrn sich die 'Offiziellen Deutschen Intellektuellen', die ODIs, reindrücken lassen. Amtlich betrachtet nahm er sich das Leben, fast alle meinen, er wurde ermordet.

Die Staatsanwaltschaft damals hatte keine Obduktion angeordnet. Bauer soll gesagt haben: “Wann immer ich aus meinem Büro trete, befinde ich mich in Feindesland …” und beantragte eine Dienstwaffe. Sein Buch wurde damals an den Schulen Rheinland-Pfalz verboten.

Ein gewisser Helmut Kohl und späterer Bundeskanzler, sollte dieses Verbot ermöglichen und verteidigen. Er führte Deutschland in die Wiedervereinigung. Heute ist Deutschland ein verlässlicher Feind Israels.

Alte Naziseilschaften haben versucht, Bauer zu diffamieren und fertig zu machen und seine Aufklärungsarbeit zu verhindern. Bauer war auch maßgeblich an der Auffindung und Auslieferung von Eichmann an Israel beteiligt.

Ich denke mir, er hatte so viele Feinde, aber das Risiko einzugehen, jemand aus Rache zu töten als Warnung, erschien mir sinnlos. Warnung für wen? Es gab ja sonst kaum noch mutige und kompetente Männer in Justiz. Er schien mir, der Einzige überhaupt zu sein. Mir deucht die Idee der Prävention eher zutreffend zu sein, also um das Auffliegen von weiteren unangenehmen Fakten zu unterbinden.

Nur, was könnte noch größer, noch bedeutsamer, als die Auffindung von Eichmann sein?! Die Luft nach oben ist dünn. Es bleiben da nicht mehr viele Namen über… ,oder sind es vielleicht soviele Namen von den vielen angeblich unwissenden Bürgern nebenan? Mittlerweile beginnt sich die Verschwörung gegen die Demokratie neu zu konstituieren, eine neue Geschichte zu entwerfen.

Ali, ein Bekannter von mir, klingelt an der Tür. Sie steht offen wie immer. Er tritt ein, setzt sich auf das Sofa und beginnt zu erzählen, nachdem er sich einen Kaffee genommen hat. Ali plaudert los, wie er es immer tut, und erzählt von einer Verschwörung, wie er es immer tut, wo alle drinnen stecken, die Nazis, die Kommunisten und die Islamisten, die Muslimbrüder, Al-Qaida, Hiszbollah, Salafisten und das große Geld aus Qatar, Iran, China und Russland. Also, wie immer. So ist Ali. Ich mag Ali.

"Also alle, die die Demokratie und Juden vernichten wollen. Gelenkt werde alles von der Al-Aksar-Moschee in Kairo. Sie feinden Spinnen, aber zuerst Europa und Amerika fertig feinden, wa!“, keucht Ali Satz um Satz atemlos heraus. Man ist besorgt um seine Gesundheit. Er ist stets nah dem Schlaganfall. Der Blutdruck siedend. Eine große Runde also gegen die Demokratie, gegen Juden. Nun gut, ich kann das nicht wirklich ernst nehmen.

Ich habe ein Problem mit Verschwörungsideologien. Aber unterhaltsam ist es allemal und ab und an findet sich auch ein sehr kleines Körnchen Wahrheit. Ali ist Berliner mit „…deutschem Pass“, wie er nicht ohne Stolz proklamiert. Er spricht in einem eigenartigen Akzent, eine Mischung aus Türkisch, das er nicht wirklich beherrscht, und Deutsch, das er nicht wirklich beherrscht. Beides in der jeweiligen Mundart gesprochen, ergibt es das Turko-Deutsch.

So ähnlich mag sich vielleicht mal das Jiddische entwickelt haben und ich gedenke, nicht herablassend auf das Turko-Deutsch zu blicken, auch wenn mich die grammatikalische Einfalt nervt und das Verstehen schwer macht. Die Welt wird eingedampft auf Gute und Böse, schwarz und weiß, ich sag, er sagt….Man versteht, was Ali sagen will. Und auch wieder nicht. Man legt sich einen Ali zurecht.

Nachfragen darf man aber nicht, denn dann bleibt bei jedem, auch bei Ali, große Verwirrung zurück. Ich übersetze mir Ali stets in für mich propere Sätze und erspare mir weitere Fragen. Es entsteht so ein 'fiktionaler Ali', ein fiktionales Gespräch, das wunderbar klappt. Alle sind glücklich. Alle verstehen sich. Ali habe ich in Kreuzberg in einer Kneipe kennengelernt.

Wir sind ganz gut miteinander, seitdem er verstanden hat, dass ich genauso viel Berliner bin wie er und ich realisiert habe, dass er eine hübsche, interessante und sehr viel klügere Schwester hat. Sie organisiert „hysterische Lesungen“ verbotener türkischer Literatur. Dies meint, dass sie avantgardistische, in der Türkei verbotene türkische Autoren von Türkinnen im ernsten und getragenen Ton vorlesen lässt.

Was man nicht sofort weiß und erst nach zehn bis 15 Minuten realisiert, ist, dass die vortragenden Frauen durch einen Vibrator zum Höhepunkt gebracht werden. Er ist unter dem Lesepult versteckt, montiert auf einem passenden Gestell und ist mit einer Fernbedingung ausgestattet, die Miriam bedient. 

Männer sind zu diesen Lesungen nicht zugelassen. Auch nicht Transfrauen, denn sie sind Männer mit einem Steifen. Miriam sagt, „…es ist nicht pornographisch gedacht. Ich will türkischen Frauen zeigen, dass Sex auch Spass machen kann und es dabei sowas wie einen Höhepunkt geben kann.“

Es sei ein intellektueller Akt der Selbstbefreiung, wie sie mir weiter erklärt. Nein, selber habe sie dies nie gemacht. Merkwürdigerweise besteht Ali bei seiner Schwester darauf, dass sie nur türkisch sei und eine unberührbare Ehre habe, für die er bedauerlicherweise töten muss. Er will es ja nicht, aber seine vielen Brüder, Neffen und Onkels wollen es so. 

Die Onkels und Väter wollen es eigentlich auch nicht so wirklich, aber der Iman will es ganz bestimmt und deutlich so. Der Iman gibt den Onkeln und den Vätern Kredite, damit sie mt ihren Geschäften überleben können. Das Geld kommt aus dem türkischen Ministerium DIANET.

Ehre hat Miriam tatsächlich, doch ganz anders als Ali sich es vorstellt, vorstellen möchte: Der Kredit! Man muss verstehen. Die Kredite sind hoch, muss man sie doch weitergeben an die Clans. So wird Geld gewaschen. 

So treffen wir uns alle einmal die Woche in der kleinen Kneipe in Kreuzberg, so auch heute. Heute aber ist Ali aufgeregt, Angst sitzt im Nacken, man sieht es ihm an. Er hat Dinge in seiner Moschee gehört, die er nicht hätte hören dürfen und die er, Ali, gar nicht wissen will. Er weiß sie doch schon, ahnend.

Seine Schwester, Miriam, nimmt das Gehörte ernst. Moscheen schließen nur zum Schein Radikale aus, sagt Ali, der immer dachte, sein Imam meine es ernst, wenn er Salafisten Moscheeverbot erteilte und vom Frieden spreche. Aber das war die Spitze des Eisbergs, was Ali hörte, und es überraschte mich nicht sonderlich.
Allen, die glauben, man müsse G'tt schützen, traue ich nicht. Daran erkennt man Fanatiker: Sie glauben, dass G'tt auf den Schutz des Menschen angewiesen sei. Welch eine absurde Idee und Wahnvorstellung. G'tt, der Allmächtige, braucht sicher keinen Schutz.

Ich sage Ali am Telefon: „Wer in einer islamischen geprägten Gesellschaft leben will, muss sich in einen der rund 50 islamischen Staaten verfügen. Hier in Europa wird und kann es keinen Platz für Scharia und eine durch den Islam geprägte Gesellschaft geben.“
Er sagt: „Ja, aber sie verfolgen Dich, denn SIE haben herausgefunden, dass Du ist Nachkomme von Jezer.“ „Interessant, und wer bitte soll dieser Jezer sein?“, frage ich. „Irgendein so ein Macker von einem Aurel, ein römischer Herrscher“ „Aurel? Marc Aurel. Das ist ein Kaiser, der um 180 nach Christus gestorben ist…Ich verstehe nur Bahnhof“, sage ich zurück.

„Ja, ick ooch, aber die wollen Dich fertig machen. Die sagen, Du weißt von einer Lade oder so…“ „Mach halb-lang, mein Lieber, die einzige Lade, die ich kenne, die ist bei mir zu Hause und da sind außer ein paar Unterhosen und Socken nichts drin, was jemand wirklich haben möchte“, sage ich und schmunzle bei mir. Ich denke gerade an die Kekse, die ich mal eilig abgelegt habe vor einiger Zeit. Muss ich auch mal wegräumen, sage ich mir. Aber bemerkenswert ist, dass ich mich schon seit längerer Zeit verfolgt fühle. Nicht durch einen Schatten, nicht nur meine Lade, sondern durch die Bürokratie.

Wann immer ich in Kontakt mit der Bürokratie komme oder kommen könnte, erfahre ich Schikanen. Die Bürokraten sind die neuen Kommunisten, der Bürokratismus der neue Sozialismus. Ich habe dies auf mein besonderes Pech mit Minderleistern und Unterbegabten zurückgeführt, die mich stets und sofort ablehnen und manchmal auch hassen, in jedem Fall mir aber gerne schaden wollen, wenn es ohne Aufwand geht.

Dieses Profil erfüllen zu viele Beamte. Mediokre, unterbemittelte, bösartige Minderleister. Ich sage: „Ali, die EU arbeitet mit diesen Kräften zusammen…bitte das ist Unsinn, was Du meinst.Ali sagt: „Wieso, EU ja auch Diktatur. Despot wie Putin oder Erdogan. Wo Demokratie?“ Ich muss eingestehen, so ganz unrecht hat Ali nicht. Die EU ist zu einer Despotie der Kommissare verkommen, entsendet von den Nationalstaaten, die so ihre eigenen Demokratien zu Hause aushebeln, indem sie alle Macht den Kommissaren einräumen.

Es schaut aus wie die Mandarinenherrschaft in China. Und auf den Anti-Amerikanismus von Frankreich und Deutschland kann man sich verlassen. Was ist los in Europa? Gegen Minderheiten wird gehetzt, Erdogans Abdrehen der Social Media sei keine Zensur, Rechtsextreme in der Ukraine zu finanzieren ist OK, fette Geschäfte mit Putin großartig, islamischen Faschismus zu finanzieren, auch OK, Linksextreme werden als Aktivisten tituliert, als wären sie Club Med Animateure, Hiszbollah sei keine Terrororganisation, 120 Millionen Menschen, die in Europa in Armut leben, Rechtsextreme marschieren durch in Europa, höchste Arbeitslosenraten der freien Welt (Spanien, Griechenland…), keine demokratisch legitimierte EU, China kriecht man in den Arsch …

Alis Schwester, Miriam, ruft mich an. Es ist Freitag am Abend. Sie will mich treffen, was mich außerordentlich freut. Natürlich habe ich Zeit, suggeriere ich mir. Sie kommt zu mir.
Wortlos geht sie bei Tür herein, setzt sich lehnend auf den Küchentisch, schlagt den Mantel zur Seite und nimmt den vibrierenden rosa-metallic Mini-Lady-Vibrator aus ihrer sehr glattrasierten Vagina. Sie hält die Fernbedienung in der Hand. Wie immer.

Wir ficken bis zur Besinnungslosigkeit. Sie zündet sich eine Zigarette an, ich rauche nur mehr gelegentlich und finde, dies ist nun eine gute Gelegenheit. Sie erzählt mir, dass Ali ermordet worden sei. Bestialisch. Zerfetzt. Komplett durch den Fleischwolf gedreht und als Hamburger Patties abgepackt. Sie will darüber nicht sprechen. Ein Gefäß zerspringt in tausend Splitter in mir. Ali ist tot.

Sie habe sein Notizbuch, in dem viele Anmerkungen stehen, die auch mich betreffen. Sie meint, ich werde wohl auch bald sterben. Sie sagt: „Ali ist nicht paranoid, also nicht besonders, das Übliche halt. Aber das, was er hier schreibt, hat andere Ausmaße. Das ist eine Nummer zu groß für ihn. Sowas kann er sich gar nicht selber ausdenken Es übersteigt sein Wissen, seine Phantasie, verstehst Du…Du sollst der Nachfahre von einem Jezer sein, der im 2. Jahrhundert nach Christus gelebt hat. Er soll eine große Nummer gewesen sein. Seine Familienlinie reicht rauf bis zu den Todescos. Die sind dann von den Nazis abgemurkst worden.
Der letzte Todesco, er sprang vom Balkon am 15. November 1938; in Wien, steht da, schau…“ und deutet heftig auf das Notizbuch. „Deine Heimatstadt. Die waren brechend reich. Ali schreibt was von 40 Milliarden Euro. Und Du bist der letzte Nachfahre. Tja, mein Lieber, Du sitzt in der Scheiße, oder hast Du eine Armee?“ Ich sage: „Was?!! Noch einmal langsam und im Klartext. Und haben wir deswegen gefickt?“ Sie sagt: „Nein, Du süßer Arsch, nicht deswegen, sondern weil ich Dich schon immer liebe, schon bevor ich geboren wurde.“

Ich schweige, sie schweigt. Wir schauen uns an und lachen plötzlich los. Ein Lachen der Befreiung, des Einverständnisses. Ich habe eine tolle Frau, die mich liebt und bin ein reicher Kerl. Zum Glück fehlt mir nur noch eine Armee und eine Armada an Anwälten, um meine Rechte durchzusetzen und das dann auch noch zu überleben. Kleinigkeit. Alltag. 

Sie sagt: „Aber das ist noch nicht alles!“ Wie denn auch. Bester Freund ein Patty, übermächtige Feinde, die einen verwursten wollen und die große Liebe am Küchentisch sitzend. Das kann wirklich nicht alles sein. Da hat sie recht.

Ich sage: „Wie…noch nicht alles, reicht das nicht? Bist Du schon schwanger und knapp vor der Entbindung…“ Sie sagt: “Albere nicht herum, das kommt noch, aber Dein Gedanke ist süß, aber ich meine es ernst“, und sie blickt mich ernst an. Ich schweige, höre zu und setze eine ernste Miene auf.

Etwas in mir sagt mir, dass es so ernst sei, dass sie es ernst nimmt. Sie sagt: „Ali schreibt was von Newton und dem Weltuntergang im Jahr 2060 mit vielen Fragezeichen dran und dann noch eine Notiz, die sagt, dass China, Russland und die wichtigsten islamischen Führer ein Bündnis gegen die Demokratie und die Juden geschlossen haben. Der Islam bekommt Europa und Afrika, China ganz Asien und den pazifischen Raum mit Australien und Russland die beiden Amerikas. Drei Mächte, drei Blöcke. So stellen die sich das vor.“

Ich sage: „Und was hat das alles mit mir zu tun? Ich mein, habe ich irgendwo eine Geheimwaffe, bin ich Superman, oder was? Und außerdem glaube ich so einen Quatsch nicht“. Sie sagt: „Ja, Du hast nach den Notizen von Ali auch noch die Bundeslade. Und das macht alle nervös. Keiner will das Risiko eingehen. Die machen Dich platt.“

Ich lache laut los und sage: „Welch ein Irrsinn! Aber dass Du mich liebst schon vor Deiner Geburt, musst Du mir erklären, das ist interessant; und auch irre.“

Zurück am Computer, die nächste Splitter vom gefäß. Alles ohne Ende: "Es gab keine besiegten Drachen. Der Schatz wurde nicht gefunden, keine holde Maid gerettet und Blei nicht in Gold gewandelt. Es fehlt gänzlich der dramatische Schluss. Und vor allem, ich lebe. Helden sterben immer jung. Wer aber jung stirbt, muss kein Held sein. Er kann auch Pech haben und Alchimist sein. Es fehlt Helden immer an Geduld. Sie können ihre Leidenschaft nicht überwinden und sterben darum früh. Sie sterben nicht einen Tod, sondern viele. Sie sind viele in einem. Es gibt keine alten Helden. Wer alt ist, muss nicht feige und mutlos sein.“ 

Uff, jetzt schreibe ich wie als wäre ich die Chimäre von Coelho und Precht. Welch ein Grauen. 

Kaffee – Nach Jahren in Berlin genieße ich den Kaffee in Wien wieder ganz besonders. Ich weiß nun endlich, worin das Geheimnis vom Wiener Kaffee liegt. Es hat nichts mit dem weichen Wasser zu tun, denn der Kalk, ob nun viel oder wenig, steigt mit dem Dampf nicht auf. Fakt. Ebensowenig andere Feststoffe. Es ist stets Dampf ohne stoffliches Beiwerk. Es ist auch nicht die Güte der Kaffeemaschine oder des Filterpapiers. Die sind meist deutsch und damit normiert. 

Nein, das Werksgeheimnis liegt in der Milch, im Kaffee und im Zucker, wenn man ihn denn verwendet. Die Milch ist in Wien einfach besser hinsichtlich Qualität und der Gewohnheit, diese dem Kaffee kalt unter heftigem Rühren hinzuzufügen. Damit wird Sauerstoff hineingequirlt, was zur Aromaentfaltung beiträgt. Physik. 

Schließlich der Kaffee selbst. Die beiden Kaffees, die den Geschmack Wiens prägten und definieren, was guter Kaffee ist, bekommt man kaum oder gar nicht in Deutschland: Meinl und Alvorada. Es sind zwei Welten, zwei Bekenntnisse fast schon, welchen Kaffee man als bewusster Gourmettrinker wählt. Es ist so wie die Entscheidung, ob Rapid oder Austria. Ist man Fußballfan, dann gibt es in Österreich nur diese Alternative. 

Ist man Kaffeeliebhaber, dann gibt es nur diese Alternative: Alvorada oder Meinl. Alvorada sind mehr die Katzenfreunde unter den Kaffeeliebhabern. Sie schätzen die Unabhängigkeit und man muss nicht groß Verantwortung übernehmen. Die Katze kümmert sich um sich selbst und ist stets unberechenbar. Der Hund markiert sein Revier und ist unterwürfig. Das ist der Meinl-Kaffee, weshalb er wahrscheinlich nicht ohne Grund den Mohren im Logo trug. Es ist der Kaffee der Bourgeoisie, deklassierter Patrizier, passionierter Ausbeuter und höherer Beamter. Alvorada ist der Kaffee der Freiheit und der markanten Selbstbestimmung. 

So die Lehre in Wien. Kaffee ist in Wien Religion.

So wird das nix”, werde ich als Protagonist sagen, der bald dabei sein wird, das 2. Jahrhundert nach der Zeitrechnung erzählerisch einzurichten, um sich selber hier in diesem Text, ja den Du gerade liest, zu entfalten: Das Leben ist keine fortlaufende Generalprobe.

Es perlt in real time, in Echtzeit, dahin, wo verläßlich der letzte Vorhang fällt. Immer. Das Leben hat wenig über für die sorgfältig aufgebauten Dramen und geordneten, konsensgeilen Lebenspläne, die wie stets frisch gebügelt von der Wiege bis zur Bahre reichen.

Du hast eine freie Wahl, weil Du keine andere Wahl hast. Der Mensch hat immer eine Wahl, in jeder seiner Handlungen kann er entscheiden und entscheidet auch, aber dass er eine Wahl hat, darob hat er keine Wahl.

Der Nobelpreisträger für Literatur Isaac Bashevis Singer – auch bekannt als Icek Hersz Zynger – hat dies auf den Punkt gebracht: „Natürlich bin ich für den freien Willen. Habe ich denn eine andere Wahl?!

Ich werde Dir aus dem fragmentarischen „Der Bericht“ aus dem Jahre 7550 nach dem jüdischen Kalender, also 3789 nach dem gregorianischen Kalender, vorlesen wollen.

Die fehlenden Seiten sind mit Punkten markiert. Woher ich den Bericht bekam? Er lag natürlich in meiner Schublade, für morgen, für diesen einen Tag, für diese eine Gelegenheit. Für Dich. Ich habe ihn in der Eile so gut übersetzt, wie möglich. Nicht alles, der Rest kommt später.

Es geht bald weiter. Abonnieren Sie kostenlos den Newsletter von VonNaftali und Sie werden informiert, wenn der nächste Abschnitt von ‘Hoffnung: Die Mauern von Jerusalem’ publiziert ist.