9. November und falsche Lehre

Die Nacht vom 9. auf den 10. November ist dunkler Tag / eine dunkle Nacht in der Geschichte dieses Landes und für Juden in aller Welt.

Sicher ist der 9. November auch der Tag des Mauerfalls, aber vor allem ist es auch der Tag in der Geschichte, an dem Synagogen in Flammen aufgingen und die Judenverfolgung Barrieren durchbrach, die das Tor zur Hölle aufstießen.

81 Jahre ist das jetzt her und Juden haben in diesem Land ein neues Leben begonnen, ein Leben was nunmehr wieder durch antisemitische Hetze, Hass, Gewalt und Übergriffe von Rechts, Links aber vor allem auch aus der Mitte angegriffen wird.

Die Angriffe nehmen tagtäglich zu und die Bedrohungen für ein „normales“ Jüdisches Leben sind sehr ernst zu nehmen.

Die Zeiten, in denen man keine 24-Stunden-Rundumbewachnung von Jüdischen Einrichtungen brauchte sind vorbei; vorbei sind die Zeiten in denen man keine Betonabsperrungen vor Synagogen benötigte und schon lange ist es her, dass man keine besonderen Sicherheitsbedenken bei Fenstern und Türen berücksichtigen mußte.

Mit jedem Jahr wird bei Auftritten Jüdischer Funktionäre und erst recht bei pro-israelischen Veranstaltungen ein umfangreicheres Sicherheitskonzept mit Polizei, privaten Sicherheitsleuten und dem Staatsschutz notwendig.

Das alles hat mit „Normalität“ nichts mehr zu tun. Sicherlich bedeutet dies nicht, dass man einfach aufgeben sollte; im Gegenteil, für uns ist dies eine Mahnung noch aktiver zu werden und dem Tsunami von Vorurteilen, Hass und Gewalt, unser Bestmögliches entgegenzusetzen.

Gleichzeitig ist es aber auch immer wieder eine Erinnerung, dass Juden in der Welt – sollte es je darauf ankommen – einen Zufluchtsort, ein Land haben, in dem sie immer willkommen sind.

Und egal wie man zu einer jeweilig an der Macht befindlichen Regierung in Israel stehen mag, so ist dies der einzige Jüdische Staat und die Lebensversicherung für Juden in aller Welt.

Das haben die befreiten Juden des Konzentrationslagers Bergen Belsen schon erkannt, als Sie kurz nach ihrer Befreiung die spätere israelische Nationalhymne „HaTikvah” sangen (siehe http://bit.ly/34QQJA9) und das sollten auch Juden in Deutschland heute niemals vergessen.

Es ist mehr als traurig, wenn manche Gemeinden heute meinen, dass eben genau dieser wichtige Bezug zu dem einzigen Jüdischen Staat nicht mehr Bestandteil (Abschluß) ihrer Gedenkfeiern zum 9. November und anderen wichtigen Anlässen sein soll.

Das ist die falsche Lehre aus der Geschichte und vor allem die falsche Schlußfolgerung aus Geschehnissen, wie Halle!

In diesem Sinne, Danke an die Veranstalter der Gedenkveranstaltung am Hochbunker, die eben genau dies verstanden haben und ihrer Veranstaltung mit dem Singen der HaTikva einen würdigen Abschluß gegeben haben.