Das Plastik und das Meer: Greenpeace prangert Konzerne an. Zu recht?

Greenpeace hat heute eine Kampagne gestartet, um den Plastikmüll im Meer zu verringern, indem es die Hauptsünder auf die Anklagebank setzt. Grundlage ist eine Erhebung von der NGO “breakfreefromplastic“, die in 239 “clean-up”-Sessions in 42 Staaten auf allen sechs Kontinenten durchführte.

Mit einem Heer von Freiwilligen (rund 10.000) wurde rund 200.000 Plastikobjekte gesammelt, entsorgt und den jeweiligen Unternehmen zugeordent. Daraus enstand ein Ranking der Top 10 der Plastiksünder. Fokus wurde auf Unternehmen gelegt.

Der Report kann leicht den falsche Eindruck erwecken, dass besagte Unternehmen alleinige Schuld an der Plastikvermüllung der Meere hätten. Eine Vermüllung, die ohne Zweifel gegeben ist und zweitens dringend beseitigt werden muss: Ursächlich wie aktuell. Aber, die Schuldzuordnung ist so einfach nicht und vor allem gibt es dieser Report so nicht her.

Aktuell dürften pro Jahr rund 320 Millionen metrische Tonnen an Plastik produziert werden. 80% davon landen in den Meeren oder terrestischen Senken. Insofern sind die rund 200.000 Plastikteile eine eher vernachlässigbare Größe zur gesamten, geschätzen Jahresproduktion von Plastik. Daraus Schlüsse zu ziehen, ist zumindest problematisch.

Die gesammelte Plastikmenge stellt sich eher als gering dar (im Vergleich zur globalen Jahresproduktion), sie lässt Plastikkleinteile ohne Branding außen vor und, was besonders schwer wiegt, in jenen Staaten, die die Hauptsünder der Plastikvermüllung sind, fanden erst gar keine Sammel- und Zählaktionen statt, womit zwangsläufig die Resultate dieses Reports verfälschende bis hin irreführende Eindrücke und Schlüsse erwecken können.

Die nachstehenden Grafiken verdeutlichen dies. Die erste Grafik zeigt jene Staaten, wo das Audit von “breakfreefromplastic” durchgeführt worden ist und die nachstehenden Grafiken jene Staaten, die als Haupversursacher gelten (erstellt von der NGO earthday.org ).

 

 

Dem sei nun die Tabelle der Hauptversucher nach Staaten gegenübergestellt

 

 

Eine weitere Tabelle beruhend auf Zahlen 2015 unterlegt dieses Bild

 

 

Es ist deutlich, dass die Hauptverursacher nicht oder nur sehr unzureichend berücksichtigt sind, was ein tieferer Blick in den Report von “breakfreefromplastic” publiziert unter Verantwortung von Greenpeace USA deutlich zeigt: Die überwiegende Zahl der Zähltrupps (70) finden sich in den USA.

All dies führt zu Verzerrung der Ergebnisse und der tatsächlichen Lage wie auch der etwas unterkomplexen Schuldzuordnung. Manch böse Zunge behauptet, Greenpeace wolle hier durch Sensationsmache sein Spendengeschäft ankurbeln.

Die Verfasser dieses Berichts scheinen dies auch zu ahnen und nennen ihren Report ein “Markenaudit” (brand-audit) über die Plastikvermüllung der Meere. Die Limitierung ist den Verfassern des Reports wohl bewußt, wenn sie schreiben: “It is not meant to be a definitive quantification of all the plastic pollution that can be attributed to specific companies, nor is the report a representative sample of all of the waste produced by plastics manufacturers or corporate brands around the world.“Also, nicht-repräsentativ und keine definitive Quantifizierung. Da bleibt dann nicht mehr viel über.

Ohne Zweifel stellen Konzerne eine der Quellen der Plastikvermüllung dar, die geschlossen werden muss. Und einige der genannten Konzerne wollen auch aus der Verwendung von Plastik für die Verpackung völlig aussteigen bzw. auf wiederverwertbares bzw. kompostierbares Plastik umsteigen.

Aber die größeren Ursachen und Quellen bleiben in diesem Report ausgeblendet und weitgehend unbenannt, finden sich doch unter den hauptverursachenden Staaten sehr viele sozialistische und islamistische und andere nicht-demokratische Regime. Das macht solche Reports ärgerlich, da es das Gefühl aufkommen lässt, es gehe nicht um die Sache, sondern um die Verfolgung zweifelhafter politischer Ziele und Spendenmaximierung. Für solche Spielchen ist die Lage eigentlich zu ernst. Auch und gerade NGOs tragen eine erhöhte soziale Verantwortung.

Am Ende des Tages sind es die Verbraucher, die die Plastikverpackungen wegwerfen und der Konsument hat es in der Hand, alternative Produkte zu kaufen, denn für jedes Produkt gibt es eine Alternative.