Tel Aviv University: Antisemitismus weltweit. Zuerst war Halle, dann Corona. Gewalttaten gegen Juden stiegen von 2018 auf 2019 um 18%

Zu Jom HaSchoa hat das Kantor Center for the Study of Contemporary European Jewry der Universität Tel Aviv seinen Jahresbericht über den weltweiten Antisemitismus für 2019 veröffentlicht.

In der vorliegenden Pressemitteilung führt Kantor Center aus: “Der jüngste durch das Coronavirus ausgelöste Antisemitismus sollte genau beobachtet und im Verhältnis zu den Entwicklungen von 2018 auf 2019 analysiert werden: 2019 gab es im Vergleich zu 2018 einen Anstieg der schweren antisemitischen Gewalttaten um 18% sowie einen Anstieg aller anderen Erscheinungsformen des Antisemitismus.

Antisemitische Äußerungen dringen von den Rändern der Gesellschaft in den Mainstream ein. Weiters ist eine wachsende Diskrepanz zwischen der Realität auf der Straße und den Worten und Taten der Regierung zu konstatieren. Besonders beunruhigende Trends sind in Deutschland und den USA zu verzeichnen.

Die vom Coronavirus befeuerten antisemitischen Äußerungen stellen Formen des traditionellen Judenhasses und antisemitischer Verschwörungstheorien dar.

Bislang wurd der Antisemitsmus vor allem von Rechtsextremen, ultrakonservativen christlichen Kreisen, Islamisten und in geringerem Maße von der extremen Linken gefördert, wobei jede Gruppe entsprechend ihrer Erzählung und ihren Überzeugungen – wie etwa unterschiedliche Verschwörungstheorien sowie das Bild vom Juden als Erzeuger von Krankheiten – eine Rolle spielt.

2019 gab es im Vergleich zu 2018 einen Anstieg der schweren Gewalttaten um 18% (456 Fälle im Jahr 2019 gegenüber 387 im Jahr 2018) und in den meisten Ländern kam es zu einem Anstieg anderer Ausdrucksformen des Antisemitismus: Mindestens 53 Synagogen (+12 Prozent) und 28 Gemeindezentren und Schulen (+6 Prozent) wurden angegriffen. Eine Zunahme der lebensbedrohlichen Bedrohungen (+47%) und der Angriffe auf Privateigentum (+24%).

Die Rückkehr traditioneller, klassischer antisemitischer Stereotypen sowie die Verschärfung des anti-israelischen und islamistischen Antisemitismus haben dazu beigetragen, dass der antisemitische Diskurs von den Rändern der Gesellschaft in den öffentlichen Mainstream-Diskurs Eingang gefunden hat.

Laut einem Bericht der FRA aus dem Jahr 2019 haben 41% der Juden im Alter von 16-34 Jahren in den letzten 5 Jahren erwogen, wegen Antisemitismus aus Europa auszuwandern.

Der Antisemitismus als Hauptfaktor, der zur Auswanderung drängt, könnte durch die Wahrnehmung der Reaktionen und Bemühungen der Regierungen auf Antisemitismus, die überwiegend als unzureichend angesehen werden, verstärkt werden.

Die deutsche Polizei registrierte bundesweit 1.839 antisemitische Vorfälle, dies meint 5 Fälle pro Tag (!), die meist von Neonazis und Rechtsextremen verübt wurden.

Die Rolle der radikalen Muslime bei alltäglichen Schikanen ist formal noch nicht vollständig geklärt. Darüber hinaus haben Umfragen gezeigt, dass das Wissen über den Holocaust in Deutschland abnimmt und jüdische Schüler zunehmend von ihren muslimischen Klassenkameraden belästigt und bedrängt werden.”

Quelle/Sender (adaptiv gekürzt): TAU